Wallungen


In der Post lenken mich die Menschenschleifen von der Eile ab.
Ich verlangsame mein Vorhaben bis zum Verharren.
Das Vorwärtsschaukeln zum Schalter hin wirft mich um einen Moment zurück, nochmals, zum Anfang.

Die Menschen lenken mich, in Schleifen stehend, von der Eile ab.
Der Abstand ist hier nicht so wichtig, auch nicht das Bewahren, Verwahren von Räumlichkeit, irgendwo hier, zwischen mir und den anderen wälze ich Zugeklebtes nach vorne ab.

Ich bin umgeben, Stimmen und Kies, in Plastik vertopft, das regt Wünsche an. Wo sich das Grüngewächse aufwärts rankt, die Säulen hoch und sich der Blick hebt, hinauf bis zur Deckenweite und, Sandalen, wann trage ich die wieder...

Meine Füße schlurfen, schlupfen, tappen, ertappen sich beim Unruhigwerden der Minuten.

Das war oft, in den letzten Tagen, das Zusammenfallen, oder die Vorahnung davon, oder dass etwas nachgibt, und man gegen irgendetwas anstößt.
Aber dass man tatsächlich zusammenbricht oder gegen die Wand antaumelt, passiert nur im Theater oder in einer Tanzstunde, Improvisation, in Wirklichkeit passiert das kaum, das öffentliche Niederbrechen.

Wolken kratzen meine Gedanken von der Stirne ab, endlich nur noch sehen, ein Blatt fällt mir auf, räuspernd über den Gehsteig, - heute bin ich wohl mit jedem Kitsch verheiratet.
Und nehme mir vor, beim abendlichen Eintreten in die Wohnung
('Wo warst du?') werde ich sagen:
Ic komme gerade zurück. Bin mein Herz spazieren gegangen.
aber jetzt noch nicht nein
jetzt ist
klimpern wimpern wir schlängeln uns aneinander vorbei und biegen unseren Körpern ein paar Ecken ab.

Sich umsehen, und mich nach jemanden umdrehen, eine Häuserreihe wird um einen Blick verlängert.

Zusehen, beim undramatischen Auf.Wiedersehen sagen, vor dem zu lang berechneten Zuschieben der U.bahn.türen.
Wunsch entleert fährt der Zurückgebliebene mit mir ab.

schlingen sich Musik um den Körper schlingen
und sich werfen, auf die Matratze, eine oder viel
('kommst du jetzt mit mir mit?')




Zeit, so viel Zeit, in der Straßenbahn, auf Zwischenwegen, muss ich denn wirklich über so viel nachdenken oder fülle ich alles Zwischendenken einfach nur aus...

In den Beinen beginnt es. Wenn die Schritte zu langsam für sich selbst werden, und ein Fuß den anderen nach vorne drängt, schneller werden will, ein Vorwärtsschieben, Zeit vorzögern.
Ein Auflauern der Sehnsucht, nicht nur Beine, alles wölbt sich,
ein Erwünschen.

So und so, auch ich: ich glühe. Dass keiner mich darauf anspricht, das, das ist ein Wunsch.

Ich verfolge das Platzanfüllen unter freiem Himmel, alle gehen, und ich rage hoch in die Luft. Mit zwei Armen über dem Kopf hebt man den gesamten Platz an.
Manchen fällt es auf, das Anheben, sie sehen es und mich dabei an, als hätte ich kräftig unter dem Stadtteppich sauber gewischt.

Einer riecht nach arabischem Tabak und getrunkenen Nächten, die andere nach Kot und Wind, ein dritter nach Parfum aus Frankreich.

Eine zwinkert und macht Geräusche mit der Hose,
wenn die Oberschenkel aneinander knirschen, elektrisiert sich dann an der Wand, ein kleiner Aufschrei.

Sie, die Hose, das T-shirt, wirkt wie um den Körper gebüdelt,
jede Falte folgt, beschreibt, bewundert.

Ich schlafe manchmal nackt, und er hat heute gemeint, dass es ihm nichts ausmache, mich zu sehen, also nackt, dass er mich ganz gerne ansehe.

Übergang. Ich übergehe die Straße und betrete das Gebäude,
Stufen steigen. Stufen steigern mein Gemüt – es geht aufwärts.
Tanzstunde. (Improvisation).

Die Zeit des Aufwärmens haben zwei für sich benutzt, eine lange Umarmung, sie halten sich und erhalten sich am Leben.
Es folgt ein langer Blick, durchdringend, dann nach dem Loslösen noch schweben sie davon und lächeln weit über die Zeit, wo das Fußschaben über dem Boden beginnt.

schnauben das schnaufen und Mund öffnen gemeinsam
und mehrmals am Tag am Boden liegen das verändert alles
irgendwo, jetzt probiere ich, und habe wieder angehalten
nochmals beginnen vereinfacht
Bei einer Frage bin ich dann aufgeflammt, errötet, und dieses öffentliche Zugeben, ich mit mir vor den anderen, und nicht ich mit mir vor mir selbst



'Ihr werdet immer einen Teil nicht wissen!' wutentbrande ich vor anderen
nichts außergewöhnliches, mit so vielen kann ich einfach nicht sein. Und im Gegensatz dazu wutentbrande ich kaum mit mir, vor mir selbst.
verändert, einer kommt und borgt sich meine Hand aus. Launen hat der. Ich gehe ein Stückchen mit, stehe ihm eine Zeitlang gegenüber und warte. Es folgt so etwas wie ein Impuls.
Also, Launen haben die.

Wenn das Licht anders wird, wird dann alles anders...
Einen überkommt es, der braucht jetzt dringend die gesamte linke Hälfte des Raumes.
Das Licht dämpft langsam ab, die Augen weiten sich, wir gähnen die Breite lang und die Wände glatt. Das Surren nicht mehr, das Flimmern/Flirren zieht Falten in das Weiß, unruhig bleibend bis zum Gute.Nacht.abdrehen der Lichter.
Wir sind, wir bleiben wach.

Wenn jemand eine Bewegung macht und mich zum Lachen bringt, lache ich auf, eine junge Verliebte, ich bin dann besonders in den Witz verliebt.

Ich stapfe eine gewaltige Diagonale, rechts schräg fliegt eine hängend herein, ein Spatz, die hat verstanden, dass da vorhin ein bisschen Witz gefehlt hat
Und alles Versuche
mit Fehlern
aber du fehlst
heute war er nicht im Kurs

Der Große muss irgendwie romantisch veranlagt sein, er steht und holt mit seinem Blick wie in die Ferne aus.
Ich merke es: der wirft sich bald ins Ungewisse.

Die Hüften sind es, immer wieder die Hüften, die irgendwie anders schlängeln, oder eben auch im Schlenkern kreisen, aber bei ihm, sein Becken kreist auch, wo er doch so männlich ist.
(Ich gehe wieder zuschauen).

Eine aber Wer hat denn da etwas mit mir gemacht
Und ich bin einfach nicht wiedergekommen.

Nach der Stunde weinen meine Beine, zittern, fallen aufrecht.

Diese Bereitschaft, sich auszuziehen und dich hinzulegen und das in einer Tanzstunde, das ist doch absurd.

es wird nicht jeder Abend so werden.
Ich kann in keinem Moment aufhören, nun...zu sein...Mädchen immer.
immer. und dann immer mehr Frau, gestern wieder.

Suni Löschner / Januar 04

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